Umwelt

Feinstaub

Feinstaub geht uns alle etwas an. Ein kürzlich in der Zeitung „DIE ZEIT“ erschienener Artikel („Die unsichtbare Gefahr“ vom 27.04.2017) weist eindringlich auf das Problem Feinstaub und seine Ursachen hin. Demnach sind nicht nur die Industrie oder der Verkehr schuld an hohen Feinstaubbelastungen. Feinstaub findet sich auch nicht ausschließlich in der Großstadt, sondern ebenfalls, und teilweise sogar in großen Mengen, auf dem Land. Doch das Problem wird gerne verdrängt.

Wie entsteht Feinstaub und welche Auswirkungen hat er?

Durch die Verbrennung von Diesel, Kohle oder Holz sowie bei der Reaktion von Gasen entstehen winzige Teilchen. Die größten haben einen Durchmesser von 10 Mikrometern (0,001 Zentimeter), das ist ungefähr ein Zehntel des Durchmessers eines Haares. Durch die Atmung gelangen sie in unseren Organismus. Die gröberen Staubpartikel bleiben meist schon in den Nasenhärchen, spätestens aber in der oberen Luftröhre hängen. Doch je kleiner die Partikel sind, desto tiefer dringen sie in den menschlichen Körper. Sie wandern bis in die Lunge, teilweise bis in die Lungenbläschen. Ultrafeinstaub, ab einer Größe von 0,1 Mikrometern, gelangt sogar noch weiter. Über die Lungenbläschen geraten die Partikel ins Blut und von dort zu den Organen.

Dass Feinstaub das Risiko an Krebs zu erkranken erhöhen kann, ist bereits bekannt. In einer Langzeitstudie des Umweltinstituts der Universität Düsseldorf fanden Forscher nun heraus, dass Feinstaub zusätzlich einen negativen Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System hat. Je höher die Feinstaubbelastung am Wohnort, desto höher die Gefahr, an Bluthochdruck zu erkranken sowie einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden. Ausschlaggebend sind hier nicht die Luftschadstoffe alleine. Das Risiko ist eng gekoppelt an genetische Veranlagung, Gesundheitszustand, Alter und Lebensstil eines Menschen.

Wo findet sich Feinstaub und wie wird er gemessen?

Kraftfahrzeuge, Kohlekraftwerke und verarbeitende Industrie sind nur noch für knapp die Hälfte der Luftverschmutzung verantwortlich. Einen großen Anteil trägt die Landwirtschaft, vor allem die Tierhaltung. Grund dafür ist das Gas Ammoniak, das aus den Tierexkrementen entsteht. Es entweicht aus den Ställen, aus Güllelagern und frisch gedüngten Feldern. Zusammen mit anderen Gasen, beispielsweise Stickoxiden aus Dieselmotoren, reagiert Ammoniak in der Atmosphäre und formt sich zu winzigen Staubkörnchen. 23% der Staubbelastung in Deutschland gehen inzwischen auf das Konto der Landwirtschaft.

Einen kleineren, wenn auch nicht unerheblichen Anteil, macht die steigende Zahl von Holzöfen und Kaminen aus. Immerhin 8% der Staubbelastung entstehen durch den Trend mit Holz zu heizen.

Besonders hohe Ultrafeinstaubwerte lassen sich an Flughäfen und in deren unmittelbarer Umgebung messen. Dies ist allerdings eine recht neue Erkenntnis und noch nicht hinreichend erforscht.

Die Feinstaubwerte in Deutschland sind seit der Wiedervereinigung offiziell deutlich gesunken. Jedoch wurde damals nur die Dichte der groben Partikel gemessen. Für den Nachweis von Ultrafeinstaub sind spezielle Geräte und Verfahren nötig. Die Menge der kleineren Partikel wird erst seit einigen Jahren untersucht. Ihr Anteil am Feinstaub in der Luft steigt immer weiter an. Bisher gibt es kaum Studien und somit auch keine belastbaren Erkenntnisse über die Auswirkungen von Ultrafeinstaub auf die Gesundheit. Bei Versuchen an Ratten wurde jedoch festgestellt, dass die winzigen Partikel bis ins Hirn vordringen können.

Ein Problem sind zudem die Grenzwerte. Der Grenzwert der EU ist ein Kompromiss zwischen Staaten mit niedriger und solchen mit sehr hoher Feinstaubbelastung. Wirtschaftliche und politische Interessen spielen hier eine große Rolle.
Der von der WHO empfohlene Grenzwert beträgt nur knapp die Hälfte des EU-Grenzwertes. Alles, was darüber hinausgeht, ist laut WHO gesundheitsbelastend. Der Grenzwert der WHO wurde im Jahresdurchschnitt nur an 10% der Messstationen eingehalten.

Der Grenzwert der EU dagegen suggeriert Sicherheit. Er wurde jahresdurchschnittlich fast überall in Deutschland eingehalten.

Was können wir tun?

Auch wenn Feinstaub für das bloße Auge unsichtbar ist, ist er eine Gefahr für unsere Gesundheit. Wir müssen uns das immer wieder bewusst machen. Natürlich sollten wir weniger Auto fahren, weniger Strom verbrauchen, weniger Fleisch essen, weniger Holz verbrennen, aber vor allem sollten wir anfangen uns für das Thema zu interessieren. Erst wenn die Bedrohung wirklich präsent ist, steigt auch der Druck auf die Regierung, strengere Auflagen durchzusetzen.

Zur eigenen Gesundheitsvorsorge kann es sinnvoll sein, einen Check Up spezieller Blutwerte durchführen zu lassen, um das Risiko für Herz-Kreislauf Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Über die aktuellen Feinstaubwerte der Umgebung informiert zum Beispiel die App „Luftqualität Niedersachsen“ sowie die Internetseite der jeweiligen Landesbehörde.

(Für Berlin: http:// www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/luftqualitaet/luftdaten/)